das lozärner fasnachtskomitee (lfk) | aus der lfk-entstehungsgeschichte

Erste Gründungsversuche bereits 1926
pf. Nachdem die Zunft zu Safran 1925 beim Fritschizug am SchmuDo nur den Fritschiwagen hatte zirkulieren lassen, organisierte eine Schar junger Leute aus dem Wey-Quartier innert dreier Tage einen Umzug am Güdismäntig mit unglaublichen 35 Gruppen. Dies wiederholten sie im Jahr darauf mit einem Güdismäntig-Umzug und legten 1927 den formalen Grundstein mit der Gründung der Wey-Zunft. Mit dieser neuen «Umzugskonkurrenz» konfrontiert, taten sich die Fidelitas, die Maskenliebhaber-Gesellschaft, die Rosalische Gesellschaft und natürlich die Zunft zu Safran zusammen, um sich für die gemeinsamen Interessen für die Organisation eines grossen Umzuges einzusetzen, und wollten eine «Luzerner Fasnachtsgesellschaft» gründen. Zur Finanzierung des Umzuges am SchmuDo wurde 1926 erstmals eine Fasnachtsplakette lanciert. Aber erst 1930 gründeten die Fidelitas, die Maskenliebhaber-Gesellschaft und die Zunft zu Safran das «Luzerner Fastnachts-Comité», bisweilen auch «Fritschizug-Comité» genannt. Von eigentlichen Statuten sah man vorerst ab, delegierte aber je drei Mann von jeder Zunft und Gesellschaft in dieses Komitee. Nach schwierigen Wirtschafts- und Kriegsjahren wollte man diesem Umzugs-Kräftemessen unter den Gesellschaften beigeben und suchte eine Annäherung, wenn auch anfangs sehr zaghaft.

Schulterschluss zum heutigen LFK 1951
Der Durchbruch gelang im Herbst 1951, nun war auch die Wey-Zunft mit an Bord und man hob das heutige Lozärner Fasnachtskomitee unter dem Motto «Einigkeit macht stark» aus der Taufe. Mit dieser formalen Gründung regelte man im LFK alle rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Verpflichtungen der einzelnen Mitglieder und hielt sie in Statuten fest. Hauptzweck war die Förderung der Luzerner Strassenfasnacht mit den beiden grossen Umzügen am SchmuDo und Güdismäntig. Jede Zunft und Gesellschaft bestellt jeweils neun bis zehn Delegierte ab für die noch heute bestehenden sechs Komitees Finanzen (Fiko), Umzug (UK), Määrt, Maskenkomitee, Archivar und Medien/Kommunikation.

Die LFK-Agenda beinhaltet traditionelle Eckdaten und Termine. Das LFK-Jahr startet Ende Juni mit der Übergabesitzung, der eigentlichen Inthronisation des jährlich wechselnden LFK-Präsidenten. Im Oktober finden die beliebten Maskenkurse für Kinder und Erwachsene statt. Anfang November wird mit grossem Brimborium die neue Fasnachtsplakette präsentiert und Ende November treffen sich die Umzugsteilnehmer zum feuchtfröhlichen Informationsabend im Fliegerschuppen. Ein erster Höhepunkt ist das erste grosse Zusammentreffen aller neu gewählten Zunftmeister und Präsidenten am ersten Montagabend im Januar im Schalander der Brauerei Eichhof. Der LFK-Empfang, auch Herrenabend genannt, ist der Festabend der Huerenaffe. Dieser findet traditionsgemäss im Saal der Maskenliebhaber statt, die Delegierten sind in festliche schwarze Anzüge gekleidet. Übrigens: Aufgrund des Vorurteils, dass die LFK-ler nur Sitzungen abhalten, mit Aktenkoffern herumrennen, sich in besagte «schwarze Säcke» hüllen und nur so Fasnacht machen würden, bekamen sie den früher nicht gerade schmeichelhaften Kosenamen «Köfferlifasnächtler». Heute wird dieser Ausdruck eher als freundschaftlicher Kosename untereinander gepflegt.

Mit dem Fasnachtsmäärt und der Usgüüglete Unter der Egg organisiert das LFK die perfekten Warmmacher für die Fasnachtswoche selber. Und ab dem SchmuDo ist jeder Fasnachtstag, gar jede Stunde mit Highlights gespickt. Der Fritschi- bzw. der Wey-Umzug sind die Publikumsmagnete, pilgern doch jeweils mehrere zehntausend Fasnächtler zu diesen Spektakel. Das Määrtkomitee hat zwischenzeitlich seine Siebensachen in die LFK-Buobenmatt-Beiz gezügelt und sorgt dort am SchmuDo, am Rüüdige Samschtig und am Güdismäntig für fasnächtliche Unterhaltung.

Nach der Fasnacht bleibt keine Zeit für Katerstimmung. Im Frühjahr beginnt das Spiel wieder von vorne, mit der Ausschreibung der neuen Fasnachtsplakette beispielsweise, dem einen und anderen Dankesfest für Helfer oder Sponsoren oder dem Armsünderausflug, bei dem eine wohltätige Vergabung gesprochen wird. Um dann, Ende Juni, das präsidiale Zepter «Chnorri-Marroni» wieder weiterzugeben.

LFK-Huerenaffe
Eine Tradition sind die ehrerbietenden, bisweilen geschwollen anmutenden Anreden an die Meister und Präsidenten. Einige Beispiele gefällt? «Einzigartig» ist der LFK-Präsident, «ehrenfest» der Zunftmeister zu Safran und Fritschivater sowie der Wey-Zunftmeister, «grossartig» der Präsident der Maskenliebhaber-Gesellschaft und «hochwohllöblich» der Dominus der Fidelitas. Und zum Abschluss: «liebe Huerenaffe»! Doch woher kommt dieser Ausdruck?

Auf den ersten Blick mag «Huerenaff» irritieren, es ist aber ein alter Luzerner Mundartausdruck. Gemäss Schweizerischem Idiotikon war das Verstärkungswort «huere» bereits in den 1800er Jahre gebräuchlich, meist vor Substantiven oder Adjektiven wie «Huereglöck», «huereschön» oder «huereguet». In Kombination mit «Affe» bezeichnet dies einen besonders witzigen, schalkhaften Zeitgenossen – so ist ein «Huerenaff» in Luzern eindeutig ein Kompliment.

Der Weinhändler, Zunftmeister zu Safran und Fritschivater von 1940, Joseph Bühler, stiftete der Zunft eine Weinkanne, in Form eines Pavians in napoleonischer Uniform, mit Zweispitz und Zigarre. Dieses als Huerenaff-Kanne bekannte Relikt trägt die Inschrift «Ob ouch der Krieg die Welt versklav – blib ich Lucernas Huorenaf. Undt hin ze Safran g’stiftet has – Do Josef Bühler Meister was. De Anno 1940». Diese Kanne ist im Zunftschatz der Zunft zu Safran zu bestaunen. Die Idee lebt zunftintern seit 1987 weiter, indem jährlich der ehrenvolle Titel «Loschtige Huerenaff» verliehen wird. Die Loschtige Huerenaffe sind seit vielen Jahren auch an der Fasnacht beim Fritschiumzug zu bestaunen.

Quelle: LFK-Fasnachtsmagazin 2021 | Peti Federer